Donnerstag, 22. Mai 2014

Mein erstes Mal an der Langstrasse

So sitze ich hier, warte auf meinen Bus und ich fühle mich so schmutzig wie die Strasse, die sich vor mir erstreckt. Neben mir sitzt ein älterer Asiate, der so etwas ähnliches wie Chips isst, während er regelmässig seinen Schnudder hochzieht. Seine Haut ist unrein und er trägt gefälschte Crocs. Der Duft seiner speziellen Chips strömt in meine Nase, sie riechen würzig und nach Zwiebeln. Er fragt mich nach einer Zigarette. Na gut, eine kann ich entbehren, bin ja kein Unmensch. Keine Minute später bittet mich ein Bettler nach 50 Rappen für Bier. Ziehe ich verzweifelte Menschen etwa an? Auf der anderen Strassenseite steht einer mit blauem Auge und einer Dose Bier in der Hand. Ich fühle mich hier fremd. Warum geht die Zeit so langsam um? Ich mochte Zürich noch nie, von der Shoppingmeile einmal abgesehen. Hier stinkts nach Abgasen und die meisten Menschen wirken arrogant. Schmunzelnd muss ich an diesen Post auf "watson" denken. Verzweifelt versuche ich einen kühlen Kopf zu bewahren, ich vermisse das Labyrinth namens HB. Da sind die Menschen wenigstens einigermassen zivilisiert. Um die Ecke torkelt ein weiterer mit Bier bestückter Herr, der Selbstgespräche führt. Ich habe schon viel von diesem Rotlichtmilieu gehört aber bisher dachte ich mir, diese Beschreibungen seien übertrieben. Um einmal klarzustellen: Die Sonne scheint noch, es ist erst 20:00 Uhr. Zu späterer Stunde wollte ich nicht hier sein. Und das alles nur wegen dieses verdammten Buches von diesem scheiss Hund. Meine Freundin Selina wird am Samstag 18 und ihr Geschenk wird in der "Olé - Olé - Bar" verkauft. Das Buch trägt den wunderschönen Titel "Liäbi, Alltag, Penis." und ist vom Blogger und Comedian Rafi Hazera, besser bekannt als "Zukkihund", illustriert. Soll ziemlich witzig sein, dieser "Hösky". Was ich nicht alles für sie mache, an so einem Donnerstag Abend anstatt Musik zu lernen. Für ein anderes Mal weiss ich: Besser zuerst die Busverbindung checken und noch kurz in der Bar sitzen bleiben. Fraglich ob es ein nächstes Mal geben wird, ausserdem müsste ich dringendst auf die Toilette. Ohne zu zögern steige ich in den nächsten Bus, da warte ich lieber eine halbe Stunde am HB, als in diesem Viertel.

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